13.01.2018
Boreout: Krank vor Langweile
Der Anteil psychischer Erkrankungen nimmt seit Jahren stetig zu. Das Thema Burnout ist in aller Munde. Weniger diskutiert wird das Kontrast-Phänomen: das Boreout-Syndrom - krankmachende Langeweile am Arbeitsplatz.
Wenig Herausforderungen, ein unnützes Meeting nach dem Anderen, Nerv tötende Routineaufgaben. Wem das aus seinem Arbeitsalltag bekannt vorkommt, der ist damit definitiv nicht allein: immer mehr Arbeitnehmer/innen langweilen sich bei der Arbeit.
Im schlimmsten Fall bis zum Boreout, dem Syndrom der Unterforderten. Boreout kommt von "boredom", zu deutsch Langeweile. "Unsere Gesellschaft ist gewissermaßen geteilt: Burnout haben die Erfolgreichen. Die bekommen das ganze Interesse", sagt der Psychotherapeut Wolfgang Merkle aus Frankfurt dem stern. "Menschen mit Boreout werden weniger beachtet, obwohl sie fast die gleichen Symptome haben."
Das Burnout-Syndrom ist heute aufgrund ständig steigender Anforderungen am Arbeitsplatz ein weit verbreitetes Phänomen in der Arbeitswelt und gilt seit längerem als anerkannte Krankheit. Dass es aber auch zu einer Unterforderung und damit zu einem Boreout-Syndrom kommen kann, ist vielen nicht bekannt. Ähnlich dem Burnout liegen die Ursachen für diese ebenfalls anerkannte Erkrankung in den Anforderungen am Arbeitsplatz, denn wird ein qualifizierter Mitarbeiter mit einer nicht ausreichenden Menge an Arbeit oder mit sehr einfachen Tätigkeiten konfrontiert, die ihn aufgrund seiner Qualifikation regelmäßig unterfordern, kann es zur Ausbildung eines Boreout kommen.
Das kann also durch zwei Formen ausgelöst werden: zum Einen, weil es für den betroffenen Mitarbeiter einfach nicht genug zu tun gibt. Eine andere Ursache liegt darin begründet, dass sich die Aufgaben von eigentlich hochqualifizierten Mitarbeitern durch den technischen Fortschritt bzw. die Rationalisierung stark vereinfacht haben. Wo früher eigene Entscheidungen notwendig waren, entscheidet heute unter Umständen ein Computer, und die Anzahl von Untergebenen hat sich stark reduziert. Dadurch fallen aber genau die Aufgabenbereiche weg, für die der Betroffene ursprünglich ausgebildet wurde, und er selbst wird im schlimmsten Fall zu einer besseren Hilfskraft degradiert.
Die Symptome von Überforderung und Unterforderung können dabei oft identisch sein. Boreout kann sich laut Wolfgang Merkle durch Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen
oder die Unfähigkeit, das Leben zu genießen, bemerkbar machen. "Das ist oft zuerst so ein dumpfes Empfinden im Hintergrund, dass irgendetwas falsch läuft", erläutert er. Auch unter körperlichen Symptomen könnten Betroffene leiden, zum Beispiel unter Magenbeschwerden, Schwindel, Tinnitus oder Kopfschmerzen.
Ist die Erschöpfungsdepression schon eingetreten, sollten Betroffene die Symptome ihrem Hausarzt schildern, rät Merkle. Der schicke sie wahrscheinlich zu einem Facharzt für psychosomatische Medizin. "Das kann mit ein bis zwei Gesprächen pro Woche vielleicht schon geklärt werden." In einigen Fällen könne aber auch der beste Therapeut nichts mehr retten: "Manchmal hilft nur die Kündigung."
Burnout wird etwa dreimal so oft diagnostiziert wie Boreout. Nach einer Erhebung der Techniker Krankenkasse stieg die Zahl der Krankschreibungen wegen typischer Burnout-Symptome in den vergangenen fünf Jahren um 17 Prozent. Rund 40.000 Angestellte waren deshalb sogar während des gesamten Jahres von der Arbeit freigestellt.
Anders als Burnout-Patienten würden sich Boreout-Betroffene jedoch oft nicht trauen, Hilfe zu suchen, sagt Psychotherapeut Wolfgang Merkle. "Es ist einfacher, zu sagen "Ich bin überfordert" als "Ich habe nichts zu tun".
PRAXIS meint:
Jeder Arbeitgeber wünscht sich heute eigenständig denkende und handelnde Mitarbeiter – so wird es nur zu gerne dargestellt. Die Realität sieht jedoch nicht immer so aus: Angestellte sind oft zu 100% fremdbestimmt und gefangen in Arbeitsanweisungen, minutiös definierten Prozessen und starren Arbeitsabläufen. Die Arbeitgeber sind gefordert, das zu erkennen, gegenzusteuern und ihren Mitarbeiter/-innen mehr eigenverantwortliche und sinnvolle Arbeit zu geben. Vor allem aber muss das Problem zunächst wirklich ernst genommen werden.
PRAXIS bietet zum Thema folgende interessante und erforderliche Seminare an:
SEMINAR: Demografischer Wandel 1 – Fakten, Auswirkungen, Handlungsmöglichkeiten der Int.-Vertretung
SEMINAR: Demografischer Wandel 2 – Zukunft gestalten
SEMINAR: Arbeits-/Ges.-Schutz 1 – Einführung und gesetzliche Grundlagen
SEMINAR: Resilienz 1 – Was Arbeitnehmer/-innen stark macht
SEMINAR: Resilienz 2 – Veränderungsprozesse resilient gestalten, Businesscare
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